Auswertung des Fragebogens
Die Befragung hat gezeigt, dass es hinsichtlich der Einschätzung
und Bewertung keine signifikanten Unterschiede zwischen Männern und
Frauen gibt, die Tendenz bleibt in allen Fragen gleich. Auch beziehen fast
alle Antworten (Ausnahmen 3,5,13) eine eindeutige Position im Hinblick
auf die Fragestellung. Eine im Bezug auf die Altersgruppen differenzierende
Analyse scheint besonders bei den Schätzfragen 2 und 12 sowie bei der Kenntnis
fordernden Frage 1 sinnvoll.
Ca. 80% aller Befragten konnten die Daten des II. Weltkrieges
richtig angeben, die verbleibenden 20% finden sich sowohl bei Frauen als
auch bei Männern in den Altersgruppen "bis 19" und "31 -
50".
Dies bedeutet, dass sowohl Schüler als auch diejenigen,
deren Schulzeit länger zurückliegt, keine genaueren Kenntnisse zur
Zeit des Nationalsozialismus besitzen.
Überraschend, aber auch leicht erklärbar, ist die
Einschätzung, wie viele Juden vor 1939 in Deutschland gelebt haben. Wahrscheinlich
aufgrund der bekannten Gesamtzahl von ca. 6 Mio. verfolgter und getöteter
Juden in Europa, gelangten nur 24,6% der Männer und 19,6% der Frauen
zu richtigen Ergebnissen von unter 1 Mil. Juden in Deutschland, wobei hier
überwiegend die Jüngeren die richtigen Antworten gaben. Demgegenüber
wurde die Zahl der in Deutschland lebenden Ausländer von 56,3% der Männer
und 48,2% der Frauen mit "über 7 Mil." richtig angegeben.
Die genaueren Kenntnisse hatten hier die jüngeren Männer
und Frauen der Altergruppe "31-50".
Die von uns befragten Personen gaben mehrheitlich an, noch
nie mit rechtsradikaler Gewalt in Kontakt gekommen zu sein (Frage 4), schätzen
Rechtsextremismus in unserer Region gering ein (Frage 8, hielten aber Rechtsradikalismus
für ein aktuelles Thema (Frage 7), gegen den besonders durch die Politiker
mehr getan werden müsste (Frage 6). Dementsprechend wurde von mehr als
70% der Frauen und mehr als 60% der Männer ein Verbot der NPD gefordert,
was deutlich macht, dass die rechtsradikale Propaganda dieser Partei bekannt
ist, oder zumindest als so gefährliche angesehen wird, dass sie zu verbieten
ist.
Fast alle Befragten waren der Ansicht, dass gute Bildung
Rechtsradikalismus verhindert bzw. mangelnde Bildung diese fördert
(Frage 9). Im Hinblick auf die neuen Bundesländer hätten uns die Befragten
gern genauer erläutert, warum sie zu ca. 80% bei Männern und Frauen
glauben, eine Erklärung für eine höhere Affinität zum Rechtsradikalismus
im Osten haben (Frage11). Weil sich hier Hass der Arbeitslosen und Jugendlichen
deutlich auf Ausländer richtet, gelangen möglicherweise auch um die
70% der Befragten zu der Ansicht, dass die Einwanderungspolitik der BRD geändert
werden müsste (Frage14).
Insgesamt betrachtet, hielten mehr Frauen und Männer die
radikale Vergangenheit Deutschlands für abgeschlossen (Frage13), was
zwar nicht mit den Antworten zu Frage 4 korreliert, aber erkennen lässt,
wie sehr dieses Problem im Bewusstsein der Bevölkerung vorhanden ist.
Hier fällt auf, dass eher der Ruf nach Aktionen durch
die Regierung ertönt (Frage6), man möglicherweise sogar Änderungen
im Hinblick auf die Grundrechte (Asylrecht) hinnehmen würde, bevor an eigene
Aktionen oder an Zivilcourage appeliert wird. So messen auch 31% der befragten
Frauen und 39% der befragten Männer öffentlichen Aktionen wie dieser
nur eine geringe Bedeutung zu.
Fazit:
Rechtsextremismus ist nach Aussage aller Befragten im Alltag gegenwärtig.
Die Vorstellung von einer Höherwertigkeit der Deutschen führt dabei
- nachEinschätzung der Interviewten - zu einem Freund-Feind-Denken, das
im alltäglichen Leben, in der Musik, im Internet, im Osten mehr als im
Westen, erkennbar ist. Uns erscheint es wichtig, darüber nicht nur empört
zu sein, sondern, wann immer dies möglich ist, durch Handeln zu verdeutlichen,
dass die demokratischen und menschlichen Grundwerte unseres Staates und unserer
Gesellschaft absolute Priorität haben.