Denk@nstoß

Lessings "Nathan" in unserer Zeit


Zeitung: Chronik

Jerusalemer Verwandtschaftsdrama - Die Chronik

Gestern trafen sich in überglücklicher Stimmung Nathan, genannt “der Weise”, seine Adoptivtochter Recha, der Tempelherr Curd von Stauffen, Sultan Saladin sowie seine Schwester im Palast des Sultans. Hiermit scheint das Jerusalemer Verwandtschaftsdrama endgültig beendet zu sein (siehe Titelgeschichte). Wie alles anfing, was, während es andauerte, alles geschah – die komplette Chronik, jetzt nur in der Wolfenbütteler Volksstimme.
Von unserem Korrespondenten im Heiligen Land, Johannes Paul Käßmann


Das Feuer im Haus

Brand im Hause eines jüdischen Geschäftsmannes / Tochter verletzt

Jerusalem.(ndw) In einem Einfamilienhaus in Jerusalems Villenviertel kam es am vergangenen Wochenende zu einem Großbrand. Der Hauseigentümer, der Geschäftsmann Nathan, weilte zu der Zeit auf einer Geschäftsreise, sodass er von den Auswirkungen des Feuers erst bei seiner Wiederkunft überrascht wurde. Seine Tochter Recha (20) dagegen befand sich zum Zeitpunkt des Unglücks im Haus. Sie überlebte mit leichten Brandverletzungen und einer Rauchvergiftung, erlitt jedoch einen schweren Schock.
Jüngsten Angaben zufolge soll die 20-jährige nur durch den wagemutigen Einsatz eines bislang unbekannten Retters überlebt haben. Familie und Behörden suchen nach dem Mann. Nathan äußerte gegenüber unserem Reporter seinen ausdrücklichen Dank für die "großartige" und ihn "unendlich glücklich" machende Tat. Zur Zeit hat auch Nathan keine andere Möglichkeit als die Öffentlichkeit, sich an den Retter seiner Tochter zu wenden.



Brand in jüdischer Siedlung

Jerusalem.(fe) Gestern nacht fing das Haus eines jüdischen Geschäftsmannes plötzlich Feuer! Zu diesem Zeitpunkt waren nur seine Tochter und die Haushälterin anwesend. Wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt.
Wie wir aus inoffiziellen Quellen wissen, soll angeblich ein christlicher Tempelherr helfend eingeschritten sein und die Tochter aus den Flammen gerettet haben. Näheres ist noch nicht bekannt. Experten der Polizei und Feuerwehr schließen Brandstiftung noch nicht ganz aus. Es entstand ein Gesamtschaden von mehr als 100 000 Goldstücken.


Retter der Jüdin war ein Tempelherr

Retter hält sich vor der Presse versteckt / Nachbarn loben seine Freundlichkeit

Jerusalem.(tph) Mit überschwenglicher Freude bedankte sich gestern in einer eilig einberufenen Pressekonferenz der jüdische Geschäftsmann Nathan bei dem Mann, der seine Tochter vorvergangenes Wochenende aus den Flammen seines brennenden Hauses gerettet hatte (WV berichtete). Bei dem zunächst untergetauchten Helden handelt es sich um den Tempelherren Curd von Stauffen (27), einen jungen Ordensträger, der erst letzte Woche aus, wie inzwischen verlautete, offenbar privaten Gründen, von Sultan Saladin begnadigt wurde.
Das Treffen war durch das Engagement der Gesellschafterin des Mädchens zustande gekommen. Sie hatte unermüdlich versucht, den Tempelherren aufzuspüren. Pressevertreter bewerteten die Art, auf die er den Dank aufnahm, als wenig emotional. Sie vermuteten, er scheue die ungewohnte Popularität und den Medienrummel um seine Person. Direkt nach dem Auftritt verschwand er schnellstmöglich durch einen Hinterausgang, von allen Reportern unbemerkt.
Unterdessen haben sich nach Bekanntwerden seiner Adresse etwa 20 Pressezeichner und über 100 Journalisten vor seinem Haus aufgebaut und warten auf seine Rückkehr. Bisher bekamen die Medienkonsumenten jedoch nur einige Nachbarn zu Gesicht. Alle erklärten einmütig, bei von Stauffen handele es sich um einen überaus liebenswerten Nachbarn; man warte gespannt auf seine Rückkehr und werde ihn, wenn es so weit ist, mit einem großen Blumenstrauß empfangen.


Kommentar

Nimmt der Krieg endlich ein Ende?

Es scheint, als wären Krieg und ein unerschütterlicher Egoismus der Religionen die einzigen Gebote, die den Gläubigen gegeben worden sind. Seit hunderten von Jahren gibt es Konflikte zwischen den drei großen Weltreligionen, die völlig unnötig Opfer fordern. Schon lange fragen sich neutrale Beobachter, wieso nur deshalb Menschen sterben müssen, weil alle darauf beharren, der einzig richtigen Religion anzugehören, die außerdem direkt von Gott kommt.
Doch nach Jahrhunderten des Grauens leuchtet nun ein einziger kleiner Lichtstrahl auf der Welt auf: Der islamische Sultan Saladin hat einen gefangenen christlichen Tempelherrn freigelassen und vor dem Todesurteil gerettet. Wieso hat er dies getan? Vielleicht nur deshalb, weil dieser Tempelherr Saladins Bruder ähnelt. Aber trotzdem ist vielleicht dieser einzige Fall ein Zeichen der Besserung oder eine Ermahnung, dass man religiöse Konflikte auch einmal vergessen kann. Es fängt damit an, dass familiäre Angelegenheiten stärker werden, als der Hass gegenüber den anderen Religionen, aber es ist ja auch nur ein Anfang. Jetzt sind andere gefragt, die ebenfalls eine Brücke bauen können. So könnte man es schaffen, den Konflikt zu beenden.
Wir dürfen diesen Fall nicht überbewerten, aber wir dürfen ihn auch nicht wieder vergessen. Wenn es uns gelingt, daran anzuknüpfen, können wir es alle zusammen schaffen, und wer weiß, vielleicht liegen sich bald alle Religionen in den Armen und sehen ihre Gemeinsamkeiten, anstatt ihrer Unterschiede und vielleicht war dieser Fall der Anstoß dafür.


Lauschangriff auf Sultan gescheitert

Jerusalem.(sal) Wie heute gemeldet wurde, ist ein Ausspionieren sämtlicher Tätigkeiten des Sultans nur knapp gescheitert. Das christliche Oberhaupt in Jerusalem, der Patriarch, hatte in Auftrag gegeben, den Sultan zu beobachten, um seine Kreuzzüge besser koordinieren zu können. Doch dabei stieß er auf genau den Tempelherren, der vor einiger Zeit vom Sultan freigelassen wurde. Dieser weigerte sich seinen Auftrag auszuführen und lehnte ab. Ob der fehlgeschlagene Versuch weitere Konsequenzen haben wird, ist noch nicht bekannt. Man kann gespannt sein, wie sich die Moslems verhalten werden.


Pleite!

Jerusalem.(sl) Der Sultan, bekannt durch seine Spielfreude und seinen "lockeren" Umgang mit Geld, ist mal wieder bankrott. Wie zuständige Berater des Sultans berichteten, will sich dieser nun bei einem reichen Juden Geld leihen. Ob dieser ihm auch Geld geben wird, erwarten Experten mit Spannung.
Da der Jude, bekannt als Nathan, "der Weise", seinem Namen alle Ehre machen wird, muss sich der Sultan etwas Gutes einfallen lassen, um auch an sein Ziel zu kommen.
Wie immer wird Saladin in seiner Finanzkrise von seiner Schwester Sittah unterstützt und beraten. Der Vorschlag, Geld bei dem Juden zu leihen, soll auch von ihr stammen. Ein gemeinsamer Freund, Al-Hafi, soll nun zwischen Nathan und Saladin vermitteln.
Da Al-Hafi als ein sehr guter Freund Nathans gilt, wird vermutet, dass dieser Nathan nun von seinem Vorhaben abhalten wird, damit er nicht bis zum Ende vom Sultan ausgenutzt wird. Dazu muss Al-Hafi aber schneller Nathan davon abraten, als Saladin einen Boten zu diesem schicken wird.


Nahost-Gipfel bei Saladin

"Sieg am Verhandlungstisch" gefeiert / Neue Ausschreitungen in Jerusalem

Jerusalem.(gel) Nach einer neuen Verhandlungsrunde zwischen Sultan Saladin und dem israelischen Gesandten Nathan stehen die politischen Zeichen im Nahen Osten endlich auf Frieden. Beide Seiten sprachen von "überaus erfolgversprechenden" Gesprächen, auf die ein dauerhafter Friede aufgebaut werden könne. Nähere Angaben über den Inhalt wurden von offizieller Seite zunächst nicht gemacht, trotzdem drangen einige Punkte nach außen (siehe Kasten).
Überschattet werden die Erfolge am Verhandlungstisch jedoch von erneuten Ausschreitungen aufgebrachter Extremisten beider Seiten.
Möglich geworden waren die Gespräche durch die geschickte Vermittlung des muslimischen Sonderbotschafters Al-Hafi. Er hatte in vertraulichen Gesprächen mit beiden Seiten entscheidend dazu beigetragen, eine Basis für Verhandlungen zu schaffen. Ob der Friedenswille wirklich von beiden Seiten ausgegangen ist, bleibt unterdessen unklar. Experten vermuten, dass der entscheidende erste Schritt von der jüdischen Seite ausging, das Interesse Saladins sei zunächst gering gewesen. Diese Aussagen wurden bislang von muslimischer Seite weder dementiert noch bestätigt.
Unbestätigten Angaben zufolge hat sich die Schwester Saladins, die keine offizielle Teilnehmerin der Gespräche war, gegenüber einer muslimischen Boulevardzeitung erstmals zu Inhalten und Ergebnissen der Gespräche geäußert. Auch die unabhängige Nachrichtenagentur Ephraim berichtete von Verwicklungen der Schwester in die politisch brisante Lage.

Jerusalem-Gipfel: Die Fakten

  • Zur Erklärung seiner Position bringt Nathan den "Ringparabel-Entwurf" in die Verhandlung ein. Dieser besagt, dass von den drei Religionen in Jerusalem alle, Judentum, Christentum und Islam, dieselben Wurzeln haben.
  • Diskussion über den "Ringparabel-Paragraphen": Jeder Mensch soll sich frei für eine der Religionen entscheiden dürfen. Kein Mensch ist berechtigt, seine Religion als die einzig richtige zu propagieren und dementsprechend die beiden anderen herabzuwürdigen.
  • Einstimmige Verabschiedung des sogenannten "Ringparabel-Abkommens": Ein guter Mensch definiert sich nicht durch seine Religionszugehörigkeit, sondern eine gute Religion definiert sich durch das Tun ihrer Anhänger.
  • Zum Abschluss des Gipfels räumt Saladin Geldmangel ein, für die Zukunft werden umfangreiche Subventionierungsmaßnahmen beschlossen. Nathan, als einziger in der Geberrolle, stimmt den Plänen zu.
  • Eine offizielle Feierstunde mit dem von Saladin verschonten Tempelherren, der zum Retter von Nathans Tochter wurde, ist für die nächste Woche angesetzt.
  • Die alltägliche Umsetzung des beschlossenen Ringparabel-Abkommens muss sich während des Post-Jerusalem-Prozesses erweisen. Alle Verhandlungspartner wollen sich nach Kräften für eine positive und zügige Entwicklung einsetzen.


Daja bricht ihr Schweigen

Gesellschafterin appelliert an christliches Gewissen - und hofft auf gute eigene Zukunft

Jerusalem / Nürnberg.(daj) Verzweifelt wendet sich Daja, die Gesellschafterin Rechas, nun an die Öffentlichkeit. Schon viel zu lange habe sie sich von einem unendlich schweres Geheimnis belasten lassen, sie halte das Schweigen nun endgültig nicht mehr aus. Nachdem sie gestern zunächst in einem persönlichen Gespräch dem Tempelherren Curd von Stauffen ihr Herz öffnete, wendet sie sich nun exklusiv in der Wolfenbütteler Volksstimme an die, wie sie sagt, "christliche Bevölkerung" und bittet um Unterstützung. Unserem Korrespondenten in Jerusalem, J.P. Käßmann, teilte sie einige brisante Neuigkeiten bezüglich des Verwandtschaftsdramas mit.
In einem persönlichen Gespräch mit dem Tempelherren Curd von Stauffen habe sie sich zum einen dessen versichert, dass er verliebt in Recha sei. Mit dieser ihrer Gewissheit habe sie dann versucht, von Stauffen zu ermutigen, Recha einen Heiratsantrag zu machen. Er habe jedoch von Schwierigkeiten mit ihrem Vater Nathan gesprochen, dieser habe wenig positiv auf derartige Andeutungen reagiert. Zudem ist es natürlich schwierig, als christlicher Tempelherr die Tochter eines Juden zu heiraten.
Um ihm wenigstens diese Sorge zu nehmen, habe sich Daja endgültig dazu entschlossen, ihm "die ganze Wahrheit" anzuvertrauen. Wie sie gegenüber unserem Reporter betonte, habe sie dies "selbstverständlich von vornherein vorgehabt", es sei jedoch schwierig gewesen, sich letztendlich dazu durchzuringen, das lange gehütete Geheimnis preiszugeben. Recha, Nathans (vermeintliche) Tochter sei nicht seine leibliche, sondern nur eine adoptierte Tochter, zudem ursprünglich eine Christin, zumal von christlichen Eltern geboren und getauft. Auf diese Neuigkeit habe der Tempelherr, so Daja, zunächst äußerst abweisend reagiert und ihre Aussagen als Lügen abgetan. Später sei er verwirrt und auf Nathan wütend gewesen, und er habe sie stehengelassen, ohne Daja die Konsequenzen mitzuteilen, die er daraus zu ziehen beabsichtigt. Ihr blieb lediglich, die Bitte auszusprechen, er solle sie, wenn er mit Recha nach Europa gehen würde, mit in ihre Heimat nehmen. Daja nannte es auch gegenüber der WV ihre größte Zukunftshoffnung, gemeinsam mit der von ihr erzogenen Recha ins christliche Abendland zurückkehren zu können und "endlich uneingeschränkt Christin sein zu dürfen".


Verlobte Geschwister?

Neue Gerüchte um Tempelherren und "jüdisches" Mädchen / Adoptivvater Nathan will Namen ihres wahren Vaters nicht nennen

Jerusalem.(cdu) Der jüdische Geschäftsmann schweigt weiter zur wahren Herkunft seiner angeblichen Adoptivtochter Recha (18). Besonders verärgert zeigte sich der Tempelherr Curd von Stauffen, der gegenüber Nathan seine Absicht geäußert hatte, Recha einen Heiratsantrag zu machen. Er fühle sich "zutiefst verletzt", insbesondere, weil er Nathan beinahe schon als "väterlichen Freund" betrachtet habe. Jetzt derart "vor den Kopf gestoßen" zu werden, habe er wirklich nicht erwartet.
Gerüchten zufolge soll Nathan der Heirat deshalb kritisch gegenüberstehen, weil er eine verwandtschaftliche Beziehung zwischen von Stauffen und seiner Adoptivtochter vermutet. Offiziell liegen jedoch keine Kenntnisse über Rechas wahre Herkunft vor, da Nathan, wie er gestern bekräftigte, den Namen von Rechas Vaters vorerst nicht bekanntgeben wird. Während Vertraute gar von einem gegebenen Ehrenwort, diesen geheimzuhalten, sprachen, betonte Nathan, er wolle nur auf einen geeigneten Zeitpunkt warten, seine Vermutungen und Kenntnisse der Öffentlichkeit bekanntzugeben. Er wolle nichts verkünden, von dem er nicht die endgültige Sicherheit habe, dass es sich um die ganze Wahrheit handele.


Leserbrief: "Tut nichts, der Jude wird verbrannt"

In einem kämpferischen Leserbrief erhebt der Patriarch von Jerusalem schwere Vorwürfe gegen einen unbekannten Juden

Wahrhaftig - mich schaudert. Fast täglich eröffnet sich vor meinen Augen ein neuer Abgrund teuflischer Umtriebe. Ein Greuel schlimmer als das andere, doch was ich unlängst von einem jungen Tempelherren erfahren musste, lässt sich von keinem Sakrileg mehr überbieten. So kam es mir zu Ohren, dass in unserer heiligen Stadt Jerusalem ein Jude - mit Verlaub: wem auch sonst wäre eine derartige Schandtat zuzutrauen? - ein reicher dazu, einem hilflosen Geschöpf Grausames angetan hat. Ein Christenmädchen hat er sich genommen, als kleines Kind schon, welches sich noch nicht zu wehren vermochte, hat er es irgendwo gefunden, gekauft, gestohlen, was auch immer. Nicht nur, dass er es mit Gewalt der Taufe hat entrissen (denn ist nicht alles was man Kindern tut, Gewalt? - ausgenommen, was die Kirche an Kindern tut?), nein, hat es gänzlich ohne Glauben aufwachsen lassen; habe ihm, so sagte man mir, nur das von Gott gelehrt, was der Vernunft genüge. Da sieht man, wie die stolze menschliche Vernunft sich im Geistlichen doch irren kann! Alleine deshalb - ein Kind ohne allen Glauben aufwachsen zu lassen, die große Pflicht zu glauben einem Kind ganz und gar nicht beizubringen - wäre der Jude wert, dreimal verbrannt zu werden.
Entsetzlich, ausgerechnet einen Tempelherren (diese Menschen sind es, die für unsere Christenheit kämpfen sollen - ich blicke voller Sorge auf diese Sorte christlichen Nachwuchses) aussprechen zu hören, der Jude sei wohl gar zu loben, weil das Kind ohne seine Hilfe umgekommen sei - ich sage unverdrossen: Tut nichts, der Jude wird verbrannt. Was hat der Jude Gott denn vorzugreifen? Gott kann, wen er will, schon ohne ihn retten. Weiter spricht der Tempelherr, Gott könne dieses Mädchen trotz des Juden selig machen - und wieder gebe ich nur zurück: Tut nichts, der Jude wird verbrannt. Man darf in der heutigen Zeit der spitzfindigen Jugend nicht den kleinsten Verwundungspunkt lassen. Es ziemt sich für einen Tempelherren nicht (und auch für niemanden anders), dem Glauben mit Vernunft beikommen zu wollen. Wo kämen wir denn dahin? Begreift, wie gefährlich es selbst für den Staat ist, nichts zu glauben. Alle bürgerlichen Bande sind aufgelöst und zerrissen, wenn der Mensch nichts glauben darf.
Ich bin fürwahr gespannt, den Juden, um den es sich handelt, schnellstmöglich ausfindig zu machen, bevor er sein schändliches Unwesen noch weiter treibt. Jeder Christenmensch sollte sein Möglichstes dazu beitragen, diesem Tun den Garaus zu machen, das arme Kind zu retten und den "Vater" auf den Scheiterhaufen zu schaffen.

Jerusalem, 25.01.1779
Der Patriarch




Rechas Herkunft nun bekannt?

Jerusalem.(rc) Jüngsten Informationen zufolge ist die Herkunft von Nathans Ziehtochter Recha (18) nun geklärt! Schon kürzlich wurde bekannt, dass es sich bei dem Mädchen nicht um Nathans wirkliche Tochter handelt.
Aus einem Gespräch zwischen dem jüdischen Geschäftsmann und einem Klosterbruder ging nun hervor, dass ihm die gebürtige Christin vor 18 Jahren übergeben wurde, nachdem ihre Mutter nach der Geburt gestorben war. Bei der Mutter handelt es sich um eine Stauffin. Doch dadurch würde sich ergeben, dass der Tempelherr, der schon lange um Rechas Hand bittet, ihr eigener Bruder wäre. Sein wirklicher Name lautet: Curd von Stauffen. Ihr gemeinsamer Vater heißt Conrad v. Stauffen und gab die Tochter ab, weil er kurz nach ihrer Geburt nach Gaza reisen musste, wohin die Kleine nicht folgen konnte. Ein Buch des Klosterbruders soll nun weitere Auskünfte geben.


Drei Religionen brüderlich vereint

Historisch einmalige Verwandtschaftskonstellation aufgedeckt / Überglückliches Familienzusammentreffen im Palast des Sultans

Jerusalem / Klostergut Marialacht.(red) Offenbar hat das Jerusalemer Verwandtschaftsdrama am gestrigen Nachmittag ein glückliches Ende gefunden. Wie enge Angehörige der betroffenen Familie bestätigten, seien nun alle Verwicklungen "rückhaltlos aufgeklärt", alle Beteiligten seien sich "überglücklich in die Arme gefallen".
Nach tagelanger Ungewissheit hat sich nun das herausgestellt, womit wohl niemand gerechnet hat: Ausgerechnet im Palast des Sultans fielen sich der christliche Tempelherr Curd von Stauffen, der muslimische Herrscher und dessen Schwester Sittah, der Jude Nathan und Recha in die Arme. Recha (18) ist, wie jetzt bestätigt wurde, nicht Nathans leibliche Tochter. Vielmehr ist sie die Schwester des Tempelherren, die Nathan vor mehr als fünfzehn Jahren an Kindes statt angenommen hat; bei ihrem tatsächlichen Vater soll es sich um Assad (auch bekannt unter dem deutschen Namen Wolf von Filnek), den verstorbenen Bruder von Sultan Saladin und seiner Schwester Sittah, handeln. Während offenbar zunächst lediglich Nathan die Wahrheit ahnte, schwebte der Rest der Familie bislang in Unwissenheit. So wollte Curd von Stauffen, wie jetzt bestätigt wurde, sogar Recha heiraten – seine eigene Schwester, wie er nun feststellen musste. Nathans Ahnung einer Verwandtschaft seiner Adoptivtochter mit dem Tempelherren hatte sich vermutlich dadurch bestätigt, dass in einem im Kloster Marialacht aufgetauchten Brevier die Familienchronik der von Stauffen / von Filnek festgehalten war. Wie aus Mönchskreisen verlautete, wurde es seinerzeit offenbar einem Klosterbruder anvertraut, der es seither verschwiegen hütete.
Sämtliche dieser derzeit öffentlich bekannten Angaben über die Beziehungen innerhalb der Familie stützen sich auf Aussagen von Angehörigen. Anfragen bei Einwohnermeldebehörden blieben bislang ohne befriedigende Antwort.




© Philipp Hertzog, Martin Lechner